Elritzen
kleine Fische ganz groß
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Elritzen (Phoxinus spp.) sind kleine Schwarmfische, die in Fließgewässern der Forellen- und Äschenregion vorkommen, sie bewohnen aber auch Fließgewässer tieferer Lagen sowie stehende Gewässer. Über ein Jahrhundert lang wurde angenommen, dass in Europa nur eine einzige weit verbreitete Art, Phoxinus phoxinus – die Europäische Elritze – lebt. Erst in den letzten 20 Jahren wurde durch intensive Forschung deutlich, dass „P. phoxinus“ ein Artenkomplex ist, der derzeit 23 genetische Linien umfasst, von denen 13 als gültige Arten gelten, wobei die Daten für einige große Flusseinzugsgebiete noch fehlen. Allerdings ist der Mangel an Wissen nicht das einzige Problem, das Erhaltungsbemühungen um die Gattung Phoxinus erschwert. Elritzen wurden oft als Köderfische oder Futterfische verwendet, auch als Zierfische in Gartenteiche setzt sie man ein. Dadurch wurden Elritzen absichtlich oder unabsichtlich eingesetzt. Ortsfremde Elritzenarten können jedoch als invasive Art auftreten, was mitunter zu Kreuzungen mit lokal heimischen Elritzenarten und so zu Hybridkomplexen führt und heimische Elritzenarten verdrängt. Zusätzlich zur Gefährdung durch ihre nicht-heimischen Verwandten sind Elritzen in der Natur auch durch andere Kriterien (Habitatveränderungen, z.B. durch den Klimawandel), gefährdet. Nach heutigem Wissensstand leben vier Elritzenarten in den österreichischen Gewässern. Durch die Analyse des Museumsmaterials in der Fischsammlung des Naturhistorisches Museum Wien wurde gezeigt, dass drei Arten (P. csikii, P. lumaireul, P. marsilii) sehr wahrscheinlich natürlich vorkommen, während P. phoxinus vermutlich eingeschleppt wurde. Um Elritzen in Österreich nachhaltig zu schützen und zu fördern, müssen wir wissen, wo welche Arten vorkommen, wo noch vom Menschen unbeeinflusste, autochthone Populationen leben und ob sich möglicherweise noch weitere, bislang nicht beschriebene Arten der „Elritze“ in Österreich finden.
Beim Projekt Biodiversität der Elritzen, gefördert vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung, werden neue wissenschaftliche Erkenntnisse über Verbreitung und Vielfalt von Elritzen in Österreich gewonnen, die extrem wichtige Voraussetzungen für den Artenschutz darstellen. Die zwei eingebundenen Citizen Scientist Gruppen (Schüler*innen und Sportfischer*innen) wurden bei der Probennahme und der Datenerhebung eine Schlüsselrolle einnehmen und auch bei der Datenauswertung und Diskussion eingebunden sein. Neben dem Erreichen der wissenschaftlichen Ziele des Projekts bietet die Kooperation für Schülerinnen und Schüler die Erfahrung naturwissenschaftlicher Arbeitsweisen mit einem hohen Maß an eigenständiger Teilnahme. Auch das Bewusstsein für Fragen des Arten- und Naturschutzes wird fraglos erhöht. Die Beteiligung von Lehrerinnen und Lehrern wird einen Transfer der methodischen und inhaltlichen Projektergebnissen ins Bildungssystem ermöglichen, durch die aktive Einbindung von Sportfischern werden die Chancen der erfolgreichen Umsetzung der Projektergebnisse beträchtlich erhöht. Dieser Zielgruppe wird sowohl die Folgen des nicht Standort gerechten Fischbesatzes, als auch die aktuelle Forschung in diesem Bereich vorgestellt. Durch die aktive Einbindung in das Projekt soll auch die etwaige Skepsis gegenüber der Wissenschaft minimiert werden. Das Projektteam, das aus Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen des NHM Wien und des Forschungsinstituts Mondsee sowie erfahrenen PR-Experten zusammengesetzt ist, sichert die Einhaltung hoher wissenschaftlicher Standards und guter wissenschaftlicher Praxis, da die Kooperationspartner auch Erfahrung mit Citizen Science-Projekten und Wissenschaftskommunikation haben. Durch die Veröffentlichung von wissenschaftlichen und populärwissenschaftlichen Publikationen und die geplante Öffentlichkeitsarbeit während des ganzen Projekts wird einem Open Science-Konzept gefolgt. Schülerinnen und Schüler haben im Projekt die Möglichkeit, auf Augenhöhe mit Forscherinnen und Forschern zu arbeiten und einen Einblick in das wissenschaftliche Arbeiten zu erhalten. Das Projekt Biodiversität der Elritzen wird einen Mehrwert für alle Beteiligten bringen.
Weiteres Lesen:
https://www.nature.com/articles/s41437-019-0292-1
https://www.abol.ac.at/project/phoxinus/
https://www.zobodat.at/publikation_volumes.php?id=69809 (Acta ZooBot Austria 158, 2022, 189–199)
Broschüre: Elritzen in Österreich
OeAD | Sparkling Science
www.sparklingscience.at
Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung
www.bmbwf.gv.at
Naturhistorisches Museum Wien
www.nhm-wien.ac.at